Ein Lernspiel zu zivilem Engagement in internationalen Konflikten
Täglich berichtet die Tagesschau von Krisen, Kriegen und Konflikten in der Welt. Eine scheinbare Ohnmacht, dass man ja selbst nichts dagegen machen könne, führt nicht selten in unserer Bevölkerung auch zum verstärkten Ruf nach der so genannten internationalen Gemeinschaft, die mittels eines Militärschlags den „Frieden sichern“ soll. So haben wir es zuletzt mit Libyen und Syrien erlebt. Ein Militäreinsatz zur Gewalteinhegung scheint also hierzulande ein recht bekanntes Interventionsmittel zu sein. Weitaus weniger bekannt sind hingegen all die zivilen Mittel, die wir in Deutschland haben, um uns vor der eigenen Haustür gegen globale Gewalteskalationen zu engagieren. Ein neu entwickeltes Lernspiel namens Civil Powker soll junge Menschen nun dafür inspirieren.
Wer spielt Was mit Wem und Warum?
Bei Civil Powker bespielen Schülerinnen und Schüler ihre Handlungsmöglichkeiten in Deutschland anlässlich eines konkreten, irgendwo in der Welt ausbrechenden Konfliktes. Dafür schlüpfen junge Menschen ab 14 Jahre in individuelle Rollen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik, gestalten diese aus, beschäftigen sich mit ihren verschieden Interessen und Werten, lernen Verflechtungen kennen und empfinden Einflussmöglichkeiten nach. Ziel des eintägig konzipierten Planspiels ist es, die existierenden Handlungsspielräume in Deutschland vor allem im zivilgesellschaftlichen, aber auch im wirtschaftlichen und parteipolitischen Bereich aufzuzeigen und erfahrbar zu machen. Das Spektrum und die Anzahl möglicher Handlungsoptionen, mit denen „gepokert“ wird, ist so breit wie hoch: Die Zivilgesellschaft kann bspw. Großdemonstrationen organisieren, mit der Bevölkerung im Konfliktland über das Internet Kontakt aufnehmen oder Friedensfachkräfte entsenden. Allerdings können sie auch ihren Alltag fortsetzen oder sich für eine Verschärfung des Asylrechts einsetzen. Politikerinnen und Politiker können z. B. nicht nur in Friedensvermittlungen diplomatisch aktiv werden oder Waffenexporte verbieten, sondern auch einen militärischen NATO-Eingriff unterstützen. Und die Gruppe der Unternehmer_innen hat sowohl die Möglichkeit, Kapitalanlagen einfrieren zu lassen, als auch Waffenlieferungen an oppositionelle Kräfte zu starten. Vieles kann nur mit Hilfe der Zustimmung bzw. Unterstützung der anderen Gruppen umgesetzt werden —deshalb diskutieren die Jugendlichen im Spiel und feilschen wahlweise um die civil-, policy- oder economy-power Punkte der Anderen. Insgesamt werden durch das Planspiel jede Menge Themen und Kontro-versen angerissen, die je nach Bedarf in der Auswertung und Nachbereitung aufgegriffen werden können und sollten. Freilich kann ein sechs-Stunden-Workshop nur Impulse setzen. Die Hoffnung aber ist, dass bei dem Einen oder der Anderen die ein oder andere Möglichkeit im Gedächtnis haften bleibt, wie man auch hierzulande gewaltfrei für Menschenrechte in anderen Ländern aktiv werden kann.
Haben Sie Interesse dieses Planspiel in ihrer Schule auszuprobieren?